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Der ‚Skandal‘ ums Futter

Die Republik hat seit gut zwei Wochen wieder einmal einen ‚Skandal‘ ums Futter. Ist ja nicht der erste, wenn man sich erinnern möchte und kann. 2002 wurde Nitrofen, ein bereits verbotenes Herbizid, in Eiern eines Bioproduzenten gefunden. Das Gift war auch damals im Futter. Ob es dorthin gelangte aufgrund von Schlampigkeit oder durch kriminelle Energie sei dahin gestellt. Wichtig ist eher, dass Kontrollen nicht griffen. Und das erinnert doch stark an die jetzigen Vorgänge.

Die für den Hersteller Harles und Jentzsch ausliefernde Spedition Lübbe soll nach Aussage der Staatssekretärin Julia Klöckner aus dem Verbraucherschutzministerium keine Zulassung zur Herstellung von Fetten für die Futtermittelindustrie gehabt haben. Mit ihrer Äußerung, dass kriminelle Machenschaften nicht staatlich kontrolliert werden können, macht sie es sich, werde ich den Verdacht nicht los, recht einfach.

Denn sie vermittelt den Eindruck, dass die eigentlichen Wege von Produkten zur Futterherstellung sauberen Regeln folgen, die nicht verbesserbar sind. Was sie und auch die sie interviewende Anne Will nicht betrachtet, ist das Prinzip, welches das möglicherweise kriminelle Handeln befördert. Das heißt: billig Masse produzieren auf Seiten der Industrie und Transparenz für den Verbraucher erschweren auf Seiten der Politik. Keine wirklich neue Erkenntnis mag man hier einwenden. Und das sollte auch nicht behauptet werden.

Vielmehr erstaunlich ist immer wieder, wie medial produziert jede Menge Menschen in diesem Land erregt darüber tun, dass die auf der werblich aufbereiteten Verpackung ‚glücklich‘ pickenden Hühner in Wahrheit meist eine erbärmliche Existenz fristen. Bücher wie „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer oder „Die Essensfälscher“ von Thilo Bode, ein Film wie „we feed the world“ von Erwin Wagenhofer oder auch eine Website wie foodwatch.de, die sich mit dem Thema Essen abseits der Kochkurse beschäftigen, können hier sehr schnell zum Kenntnisgewinn führen.

Allerdings sollte dann auch eine Handlung folgen, die nur selbst umzusetzen ist. Denn ‚der Verbraucher‘ bin ich immer auch selbst und nicht allein die anderen. Somit wäre mancher ‚Skandal‘, gerade auch dieser hier ums Dioxin in den Eiern keiner mehr, da er nur die Verhältnisse vorführt.

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